… in Mannheim geboren und aufgewachsen? Na klar bin ich Deutsche. Was für eine Frage. Für mich ist das selbstverständlich. Ich werde erst an „die Andersartigkeit“ erinnert, wenn mich jemand neu kennen lernt und fragt: Woher kommst du?
Adoptierte mit anderem ethischen Hintergrund werden dieses Gefühl als Nicht-Deutsch wahrgenommen zu werden sehr gut kennen.
Man bleibt in der Wahrnehmung anderer Menschen „fremdländisch“. In uns selbst fühlen wir uns der Herkunft fremd. Im Grunde also doppelt fremd. Das schürt das Gefühl der Entwurzelung, des Nicht-Dazugehörens, des Nicht-Willkommen-Seins. Die eigene Identität zu finden ist für Adoptierte eine zusätzliche Herausforderung.
Wenn ein Elternteil einen anderen ethischen Hintergrund aufgrund der Herkunft hat und die gefühlte „Andersartigkeit“ durch die Hautfarbe im Äußeren sichtbar wird, fühlt sich der Adoptierte in seiner Wahrnehmung des Andersseins bestätigt. Das führt nicht selten zu Selbstablehnung, Autoaggression und Einsamkeitsgefühlen. Vor allem bei der gegenwärtigen politischen Lage, dürften sich viele Adoptierte mit nicht typisch deutschem Erscheinungsbild wieder mehr mit dem Thema Identität und Zugehörigkeit konfrontiert sehen.
Adoptierte dürfen sich um so mehr auf sich selbst besinnen:
Du hast besondere Talente von der Herkunft UND von der sozialen Familie mit auf den Weg bekommen. Versuche sie zu entdecken und zeige dich damit. Denn ist gibt einen guten Grund, warum du auf Erden willkommen bist. Traue dich, zeige dich und stehe zu dir.
Mein Spiegelbild
In den Spiegel zu schauen und sein Selbst darin zu (er)kennen, ist nicht selbstverständlich. Zumindest nicht für Adoptierte. Wer Mutter und Vater vom Aussehen her nicht kennt, weiß nicht mal, wem von beiden er ähnlich sieht, geschweige denn welche Charaktereigenschaften er von wem geerbt hat, woher gustatorische Vorlieben oder Abneigungen kommen.
Schon beim Blick in den Spiegel kommen bei Adoptierten Fragen auf. Manche meiden evtl. sogar unbewusst ihr Spiegelbild.