Aufgrund meiner eigenen Geschichte, möchte ich an dieser Stelle auf die US-Mischlingskinder (Afro-Deutsche) zu Sprechen kommen und ihren geschichtlichen Hintergrund erläutern.
In den Nachkriegsjahren ab 1945 verzeichnete Mannheim einen Frauenüberschuss, weil Männer im Krieg gefallen sind, als vermisst galten oder in Kriegsgefangenschaft waren. So blieb trotz anfänglichem Fraternisierungsverbot das Zusammentreffen alleinstehender Mannheimerinnen und vornehmlich unverheirateten jungen US-Soldaten nicht ohne Folgen. Schon im Frühjahr 1946 kamen die ersten Mannheimer Besatzungskinder zur Welt.
Oftmals verweigerten die Erzeuger die Anerkennung der Vaterschaft, weil eine strafrechtliche Verfolgung drohte. Egal ob Schwarzen oder Weißen Amerikanern. Den Müttern andererseits drohte die Stigamatisierung ihrer unehelich gezeugten Kinder. Darüber hinaus sahen sich viele Mütter mit wirtschaftlichen Problemen konfrontiert, da Unterhaltszahlungen schwierig einzufordern waren. Nicht zuletzt waren Mütter und Kinder der Diskriminierung ausgesetzt. Schimpfworte wie „Ami-Bankert“ (von einem Ami auf der Bank gezeugt) gehörten zum traurigen Alltag. Besonders stark litten Kinder schwarzer Soldaten (Mischlingskinder) unter den Vorurteilen der Umwelt, die sich noch ganz andere Dinge anhören mussten. Aufgrund dieser widrigen Umstände wurden viele Mischlingskinder in Heime gegeben, wo sie in fast keinem Fall deutsche Eltern fanden. Weißen Amerikanern war die Adoption eines farbigen Kindes zu diesem Zeitpunkt sogar gesetzlich verboten.
In 1948 gründeten acht schwarze Soldatenfrauen in Mannheim eine „Child Welfare Group“, die Mütter und Kinder hauptsächlich durch Sachspenden unterstützte. Bis 1950 wuchs die Gruppe auf 35 Soldatenfrauen an.
Eine besondere Rolle wurde in diesem Zusammenhang in den frühen 50ern Mabel A. Grammer (Gattein eines Luftwaffenoffiziers in den Sullivan Barracks) zuteil. Sie wurde zu einem wahren Engel für farbige Besatzungskinder in Mannheim. Da das Ehepaar selbst kinderlos blieb und vom Schicksal der Mischlingskinder erfahren hatte, adoptierte das Ehepaar Grammer nach und nach acht Kinder, vier weitere in den Folgejahren. Mabel veröffentlichte einen Artikel in der Wochenzeitung „The Afro- American“ über das Schicksal der deutsch-amerikanischen Mischlingskinder. Schon in 1953 erfolgten die ersten zwei Adoptionsvermittlungen in die USA. Unterstützung erhielt Mabel seinerzeit von einzelnen Mitarbeitern deutscher Behörden und von der Fluggesellschaft Scandinavian Airlines.
Die Adoption in die USA ersparte vielen Mannheimer Mischlingskindern zwar die öffentliche Stigamatisierung, führte aber häufig zu Entwurzelung und Identitätskrisen, je nach Alter des Kindes zum Zeitpunkt der Adoption.
Betroffene oder Interessierte möchte ich dazu auf die Internetseite von Rosemarie Pena verweisen (Präsidentin der Black German Cultural Society of New Jersey), die sich aktiv für die Bewahrung der Geschichte der „Brown Babies“ einsetzt. http://afrogermans.us
Ab den 50er Jahren stieg die Zahl der Eheschließungen in der Quadratestadt deutlich, nicht wenige Soldaten ließen sich ihrer deutschen Frau und Kinder zuliebe nach Deutschland versetzen, auch wenn das der eigenen Militärkarriere nicht immer förderlich war.
(Quelle Memories of Mannheim, Christian Führer 2013)