Zitat: Ich denke, dass es viele unverarbeitete Traumata auf Seiten der Adoptiveltern gibt! Meine Erfahrung ist, dass die Adoptiveltern häufig adoptieren, weil sie selbst keine Kinder kriegen können. Das ist sehr kränkend und ich erlebe die Eltern, vor allem die Mütter, als sehr unsicher in ihrem Selbstwert. Es macht den Eindruck, als ob sie von sich denken irgendetwas nicht gut genug gemacht zu haben oder defizitär zu sein. Das stellt die erste Schwierigkeit dar, die aufzuarbeiten ist.
Dann adoptieren sie ein Kind, welches irgendwie mit dem unerfüllten Kinderwunsch „verknüpft“ wird. Manche Eltern verwöhnen ihr Adoptivkind EXTREM, setzen kaum Grenzen. Es macht den Anschein, dass es dem Kind an nichts fehlen darf, keine schwierigen Momente und Frust zugemutet werden dürfen. Auf Seiten der Eltern erlebe ich häufig große Verlustängste. Sie haben große Sorgen, dass sie das Kind, aufgrund der fehlenden biologischen Verbundenheit, wieder verlieren könnten. Auch gibt es viele Ängste, dass die Gene das Kind mit seinen biologischen Eltern stärker verbindet, als die sozialen Faktoren.
Es gibt zu wenig Aufklärung und Begleitung für Adoptivfamilien. Es fehlt häufig eine Art Urvertrauen auf beiden Seiten, dass man verbunden bleibt, auch wenn man sich mal nicht leiden mag.
Die Tabuisierung der Adoption bringe ich damit in Verbindung, dass man versucht das fehlende biologische Band zu verleugnen, weil es emotional zu bedrohlich wirkt und es einfacher ist, so zu tun, als gäbe es diese „Lücke“ nicht.